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Triumph Speed-Twin
Der Zufall wollte es, ich traf nach meiner Dienstzeit beim 282 Grenadierbatallion einen meiner Kameraden von der 5. Kompanie in Backnang wieder.
Er erzählte mir von einer Englisch-Triumph, welche er hier in Backnang an jemand verkauft hatte, derjenige aber nicht damit zurechtkam.
Meine weitere Recherche führte mich eines Tages zum neuen Besitzer, der aber auch gleich mit dem Verkauf und mit dem Preisangebot meinerseits einverstanden war.
Der Verkäufer staunte nicht schlecht, als ich mit einer Schalterstellung am Hauptschalter in der Lage war vom Hof zu fahren.
Die Schalterstellung "Emergency" erlaubte dem Fahrer die Batterie, welche nämlich defekt war, zu umgehen und die Zündung direkt vom Magneten zu ermöglichen.
Diese Möglichkeit war dem Vorbesitzer nicht geläufig und nachdem ich anschliessend eine neue Batterie eingebaut habe, war das starten und fahren mit der "Speed Twin" kein Problem mehr und die reinste Freude.
Ich muß bemerken daß mich die Motorräder aus good old Britannien und aus Italien schon immer mehr interessierten als unsere deutschen Produkte, das waren eben technisch doch ganz andere Lösungen als unsere fast nur zweitaktenden Allerweltsmotorräder (von Horex, Adler, Zündapp und BMW einmal abgesehen).
Ich muß nachtragen: Hoffmann Gouverneur, Viktoria Bergmeister, die mit dem Küchen V2 Motor. und der projektierte Opti-Motor, waren ebenfalls Hoffnungsträger, kamen aber viel zu spät.
Weiter mit der Triumph: Das viele Blech der Heckverkleidung und das vordere Blechgebilde (Kotflügel) mußten weichen und machten Platz für schöne schmale Kotflügel aus dem damaligen Lieferprogramm von Detlev Louis.
Nun war das Teil eher das was ich mir von einem sportlichen Motorrad vorstellte.
Zu den excellenten Fahreigenschaften trug nicht nur das feine Fahrwefk (vorne Tele, hinten Schwinge) sondern auch der leistungsfähige Parallel-Twin, der wunderbar am Gas hing und mit einem unnachahmlichen Sound das handliche Motorrädle vorwärts schob.
Wenn ich bei Abfahrt zur Tour aus der Garage fuhr, schloss sich unmittelbar eine Bergabfahrt im Dorf an. Nach dem Beschleunigen mußte man auch mal das Gas zurücknehmen, was der geschobene Motor mit sagenhaftem schlürfen durch die Auspuffrohre quittierte: ein geiler Sound kam als Echo von den Häuserwänden zurück und war selbst unter dem Helm wie Beethovens 5. Sinfonie zu vernehmen.
Auch die Rückkehr und Einfahrt in den Hof war nicht von schlechten Eltern: Meine Schwiegermutter bekam jedenfalls Angst um ihr Geschirr im Küchenbüffet, das klirren von Tassen und Gläsern signalisierte meine Heimkehr.
Allerdings hatte diese "Sardinendose", wie Klacks immer wieder treffend bemerkte, denselben Fehler wie alle englischen Ladys mit getrennter Getriebebox der damaligen Zeit: "all swimming in Oil".
Nach der Heimkehr in die Garage wurde noch auf der Maschine sitzend mit dem Fuß eine bereitstehende Schüssel unter das inkontinente Motorrad geschoben, um Ärger mit dem Garagenvermieter zu vermeiden.
Der Grund dieser Ölsabberei war der Primärantrieb welcher die beiden Antriebsteile Motor und Getriebe verband.
An dieser Stelle war das Teil nicht dicht zu bekommen.
Das änderte sich erst, als die Hersteller auf der Insel die kontinentale Lösung der Blockmotoren übernahmen.
Es war eine schöne Zeit mit der "Lady", irgendwann war aber einer meiner Clubkameraden am Kauf interessiert und ich mit dem Preisangebot einverstanden, also trennte ich mich von meiner englischen Liebe.
Leider nahm der Lebenslauf der Triumph ein jähes Ende: In Bad Cannstatt rutschte der Fahrer mitsamt der Triumph unter ein Taxi, wobei das Motorrad in Brand geriet und den Feuertod starb. Keine Angst, der Fahrer hat überlebt und auch weiterhin mit den verschiedensten Motorrädern die Gegend (un)sicher gemacht.
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